Ich werde oft gefragt, welches das schönste und welches das schlechteste Erlebnis als Model für mich war. Beginnen wir mit dem weniger schönem:
In der Zeit, in der ich sehr dünn war (und ich weiß, ich bin jetzt auch schlank, aber zu Selbstbild und Co. vielleicht ein anderes Mal), bin ich für einen Job von Athen – wo ich zu der Zeit gelebt habe – nach Thessaloniki geflogen. Die Produktion war für drei Tage geplant und wir sind sehr spät abends angereist. Die folgenden 2 1/2 Tage waren durchgetaktet, was mir per se nichts ausgemacht hat.
Wir haben für einen Schmuck/Bademoden Katalog geshootet und parallel ein Image Video für das Label gedreht. Das hieß, ich wurde um vier Uhr morgens abgeholt und im Callsheet gab es keine Endzeit, was in diesem Fall auch durchaus normal ist.
Der Job hat sich toll angehört, ich war mehr als aufgeregt und habe mich sehr darauf gefreut. Es war eine ähnliche Company wie wir sie in Deutschland unter Accessorize kennen. Das Erwachen kam ab dem 1. Morgen: Wir Models wurden kaum bis gar nicht versorgt. Es war einfach egal, welche Bedürfnisse wir hatten, wir sollten funktionieren.
Begib dich mit mir für einen Moment in diese Zeit: Es ist Mitte Februar – auch in Griechenland herrscht noch kein Sommer – es gab weder Essen noch wurde zu Beginn für Getränke gesorgt, und das bei 14 h - 16 h Tagen.
Die Kleidung war der bevorstehenden Jahreszeit angepasst und ich musste für eine Szene im Bikini ins Meer. Es war so kalt und ich würde behaupten, ich hatte zu dieser Zeit kaum Körperfett, dass ich sehr stark gezittert habe und meinen Lippen blau angelaufen sind. Die Kundin – mit warmen Sachen bekleidet, Pelzmantel und UGG Boots – teilte mir auf Englisch mit: "Franziska, Du musst dich auf die Kälte einlassen, dann hörst Du auch auf zu zittern, sonst wird das hier nichts."
Ich erinnere mich sehr genau an ein Bild: Ich bin Anfang 20,
178 cm groß, wiege 51 kg und probiere mich an einem 20 x 20 cm großen Heizlüfter zu wärmen.
Dieser Moment war einer der prägendsten in meinem Job. Es gibt oft Kunden, die sich nicht um Models scheren, ihnen ist es egal, wer Du bist, wo Du herkommst und wie dein Zustand ist, Du MUSST abliefern. Und manchmal macht mir das auch nichts aus, ich mache meinen Job und bin wieder weg. In diesem Fall gab es aber noch 1 1/2 weitere Tage.
Als wir am 2. Abend zurück im Hotel waren, habe ich all meinen Mut zusammengenommen und jedes einzelne Abendessen, das auf der Hotelkarte stand, bestellt und um Tranportboxen gebeten, um alles am nächsten Tag mitzunehmen.
Das andere Model hat mich gefragt, ob wir das wirklich machen können. Sie war noch jünger als ich, hatte Angst und wollte den Kunden nicht verschrecken. Ich habe ihr geantwortet, dass ich das auf meine Kappe nehme, dass unser Job darin besteht gesund und gut auszusehen und das nur funktioniert, wenn wir mit Energie versorgt sind.
Wie oben erwähnt, waren wir insgesamt 3 Tage in Thessaloniki. Wegen dem wenigen Schlaf und der schlechten Versorgung, bin ich im Flugzeug zurück nach Athen eingeschlafen. Dominik hat mich am Flughafen abgeholt und war mehr als erschrocken. Ich sah krank, müde und viel zu dünn aus.
Das ist nicht immer so in dieser Branche. Ich hatte genug tolle Kunden, genügend tolle Jobs. Aber dieses Beispiel spiegelt auch die Schattenseite wieder, denn manchmal sind wir tatsächlich nur Kleiderständer und mehr nicht.
An diesem Job bin ich gewachsen. Ich wusste nicht, wie der Kunde reagieren wird, wenn ich mir auf seine Kosten das Essen im Hotel einpacken lasse, ich wusste nicht, wie die Kundin reagieren wird, als ich aus dem Meer kam, um mich kurz aufzuwärmen. Aber was ich wusste, ist, dass, egal, ob Model oder nicht, man mit anderen Menschen, ob Kellner*in, Kassier*in, Arbeitskollegen, Fremde oder Mitarbeiter (und das waren wir in diesem Moment) so nicht umgeht.
Das komplette Gegenteil war ein anderer Job: Eine Produktion in Hamburg. Eine meiner größten Kampagnen für eine bekannte Creme, mit Fotoshootings, Werbespot und allem was dazugehört. DORT wurde ich behandelt wie eine Prinzessin. Ich hatte einen eigenen Fahrer, der mich zur Mani- und Pediküre gefahren hat, mich beim Fitting mit Wasser und Essen versorgt hat, mich morgens und abends und zwischen den Mahlzeiten herumgefahren hat.
Der Kunde hat mir mit Ansage klar gemacht, was auch immer ich im Hotel bestellen möchte oder auf meinem Zimmer benötige, ich soll es der Rezeption sagen.
Das sind zwei sehr konträre Beispiele. Die meisten Jobs liegen genau dazwischen. Der springende Punkt ist, egal in welcher Situation Du mit Menschen zu tun hast, ob privat oder beruflich, vergiss nie: Wir haben alle Bedürfnisse und diese sollten auf ein Minimum erfüllt werden.
Also sei nett zu jedem, der dir begegnet, Du weißt nie, wann Du sie wieder siehst oder wer einmal über dich schreibt ;)
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