FRAMES

Können wir kurz darüber sinnieren, wie oft wir Dinge in den Nachrichten lesen und denken: „Ach nein, das hat der schon wieder gemacht!“ oder „OMG, ist das wirklich wahr? Da wird sie aber mit den Konsequenzen rechnen müssen.“
Ob Politiker, Star oder Model im Klatschblatt oder auf Social Media. Manchmal werden Aussagen über Personen getroffen, die so gar nicht stimmen. Manchmal untermalt man mit einem völlig aus dem Kontext gerissenen Bild einen Fakt und denkt nicht über die Person dahinter oder den Schaden, den man an ihr hinterlässt, nach.
Ich habe diese Woche in einem Rückblick meines Instagram-Archivs einen Zeitungsbericht aus den Jahren 2012/2013 gesehen und war sofort in diese Zeit zurückversetzt. Die vielen „Ach, bist Du dünn!“, „Du isst sicher nur Salatblätter.“, die Blicke von Fremden, aber auch das sorgenvolle Gesicht meiner Eltern, weil ich für normale Verhältnisse einfach sehr dünn war.
Diese Sorgen wurden durch Artikel – wie den Folgenden – durch Gerüchte oder Mythen, die wir alle schon einmal über das Modeln gehört haben, untermauert.
Aber beginnen wir von vorn: Jahre nachdem das Bild aufgenommen wurde – an einem herrlichen Sommermorgen – bekomme ich den eben erwähnten Bericht zugeschickt. Wie so oft habe ich den Artikel nicht einmal selbst entdeckt, sondern ein "Franzi, bist das nicht Du?" geschickt bekommen.
Im Untertitel zum Bild bin ich die Bestätigung eines Klischees, stelle dieses für den Leser dar, was irgend ein/e Journalist/in für richtig gehalten hat und mit meiner Person unterstreichen wollte.
Fakt ist: Ich war zu dieser Zeit dünn, ja, aber jetzt schau Dir bitte das Make-Up – und ich meine hier im speziellen das Contouring – an. (Falls Du nicht weißt, was das ist: Die dunklen Stellen unter meinen Wangenknochen sind mit speziellem Make-Up stark hervor gearbeitet.)
Das Licht von oben macht das Ganze nicht besser. Es lässt mich wie ein Skelett wirken. Also Treffer versenkt – zumindest für den Leser. Für mich als Person, die dort abgebildet wurde, war das nicht so toll, wie Du dir sicher vorstellen kannst.
Wer gibt Journalist*innen das Recht ein Bild und somit eine Person zu wählen und ihr ein Image zu verpassen?
Eine Person, die er/sie nicht kennt, zu beurteilen und in eine Kategorie einzuordnen bzw. wie in diesem Fall ihr gesundheitlich schädliches Verhalten zu unterstellen, ohne je ein Wort gewechselt zu haben?
Ich kann mir vorstellen, der ein oder andere sagt jetzt:
Freier Journalismus oder „Halb so wild, es war ja kein Artikel über dich.“ Was ich Dir aber eigentlich damit sagen möchte, Dir zeigen will, ist, dass wir Dinge hinterfragen sollten.
Ob das ein Zeitungsbericht ist, den Du liest, der nächste Post, den Du bei Instagram likest oder eine Geschichte, die Dir jemand über deine Nachbarin erzählt: Wir sollten Aussagen hinterfragen und nicht einfach glauben. Manchmal lohnt es sich, das Bild oder den Gedanken etwas genauer zu betrachten und die Tricks, mit denen wissentlich oder unwissentlich gearbeitet wird, zu erkennen.
Deine Franziska
PS: Kurze Zeit später ist Modelsize.me entstanden: Ein Aufruf gegen das Hungern, gegen falsche Ernährung, ein Konzept, was nachhaltig ist. Es wäre nur fair gewesen, mich hierzu auch kurz zu Wort kommen zu lassen ;)